Verkehrspolitischer Wahnsinn der Wiener – Generationen im Tunnelblick und der blanke Horror der Verkehrshölle für Fußgänger – Welcome to Matzleinsdorferplatz…
Im Zuge des Versuchs einer Begehung durch den Kultursoziologen Marcuse Hafner im Rahmen der promenadologischen Erforschung des Matzleinsdorferplatzes, kam ein vielschichtiges Konstrukt aus Wünschen, Hoffnungen und die harte Realität des Ist-Zustandes zutage.
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Verkehrspolitischer Wahnsinn der Wiener – Generationen im Tunnelblick
und der blanke Horror der Verkehrshölle für Fußgänger ? –
Welcome to Matzleinsdorferplatz !
Im Zuge des Versuch einer Begehung durch den Kultursoziologen Marcuse Hafner im Rahmen der Erforschung des Matzleinsdorfer Platzes, kam ein vielschichtiges Konstrukt aus Wünschen, Hoffnungen und die harte Realität des Ist-Zustandes zutage.
So stellen sich gleich als erstes beim Ankommen auf dem Platz folgende Fragen…
Wo ist der Platz?
Und
Wo sind die Menschen?
Fußläufig ist die Anreise wohl nicht gedacht, zumindest nicht oberirdisch, zumindest scheint es nicht nach dem Willen der Planer aus dem vorigen Jahrtausend gewesen zu sein. Denen zu Folge sollte der Passant bzw. der Flaneur des Boulevards also der die Stadt bewohnende Anrainer in seinem eigentlichen Biotop, welches der Gürtel als Ringstraße des Proletariats darstellte, dieser unproduktive Tagedieb sollte nämlich zu Gunsten der Zeichen des erfolgreichen Wiederaufbaus, der Autos, unter der Erde bleiben, Nachkriegszeit und beginnendes Wettrüsten tat das übrige zur Stimmung.
Also wurde die U Bahn nicht verwirklicht, und ein für Wien übliches Provisorium – die Ustraba – sollte bis zum heutigen Tag für die Gestaltung des Matzleinsdorfer Platzes sorgen. Doch wie gesagt, all dies geschieht unterirdisch, denn an der Oberfläche tobt der Verkehr. Die Schneise des Matzleinsdorfer Platzes existiert schon im Mittelalter, als es noch einen Linienwall gab und die Triesterstrasse mit der Spinnerin am Kreuze noch am malerischen Berghang des Wienerberges stand, gab es hier schon einen steten Zug der Waren und Menschen, die zur Versorgung der Stadt von Süden her kamen. Doch was kann heute daran geändert werden?
Nun zunächst wäre es wichtig zu erläutern, wie viel nicht durch Autos bewegt wird, sondern durch öffentlichen Nahverkehr bzw Fahrrad und zu Fuß – unsichtbarer Verkehr der hier tagtäglich – trotz aller Widrigkeiten – stattfindet, um sich die Dimensionen vor Augen zu führen und eine Relation zu ermöglichen. Denn wie eingangs erwähnt, leicht wird es Leuten, die zu Fuß über den “Platz” gehen wollen, nicht gemacht, geschweige denn ist es angenehm und schön, hier hindurch zu gehen.
Als erstes ist hier die letzte große Umbaumaßnahme durch die Öbb zu erwähnen, davor gab es wenigstens noch öffentliche WC´s und eine Passage in der Leute die sonst keinen Platz mehr hatten, immerhin Unterschlupf finden konnten, um sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern.
Sogenannte Angsträume entstanden daraus, aus der Verdrängung der Fußgänger stammende Unterführungen aus den 50er Jahren, welche ersetzt wurden durch – NICHTS, weder gibt es eine Autobusstation in der Angstfrei umgestiegen werden kann – das Getöse der Fahrzeuge und Eisenbahn über dem Kopf in einem halbdunklen Übergang macht nicht nur Phobikern Probleme – noch gibt es einen durchgehenden Zebrastreifen oder eine Möglichkeit von den umliegenden Wohnhäusern irgendwie direkt von A nach B zu gelangen.
Weiters gibt es durch die Umbaumaßnahmen jetzt neu, eine Todesfalle für Fußgänger, welche es gerade für Geh – Beeinträchtigte Menschen, aber auch für Mütter mit Kinderwagen oder Pensionisten und Kinder, unmöglich macht gefahrlos von der S-Bahn in den 5ten Bezirk zu gelangen. Aber das sollte nur temporär sein, denn die Planung und Hoffnung liegt auf der Zukunft, auf die Wir als Anrainer*Innen und Interessierte.
Hier sei es wieder erwähnt, dass wir jetzt die Möglichkeit und Chance haben, hier etwas für die Zukunft zu gestalten, also es vielleicht jetzt möglich ist, nicht kommerzielle Räume anzudenken, eine Verbreiterung der Gehsteige, oder eine Fußgängerzone, die vom Wasserturm aus den Stadtwanderweg durch die Wieden in die Innenstadt oder durch die Reinprechtsdorferstrasse auf den Siebenbrunnenplatz führt, wo dann in Verlängerung der re-naturierte Wienfluß ein gesundes Mikroklima schaffen könnte, welches Wien klimatisiert, und keine überhitzte, stinkende, laute, zubetonierte Asphaltwüste wo weder Sommers noch Winters Menschen gerne verweilen möchten.
Dazu müsste auch das Gebiet als Spange gedacht werden, welche sich von der Kurve des Gürtels beim Metzleinstalerhof, bis hin zu den Ausläufern des Hauptbahnhofes beim Belvedere zu sehen ist.
Vielleicht müssen wir erst einen Negativ-Preis für das Fußgänger-Dasein kreieren (a la Flaneur d´Or), der die umständlichste Führung der Querung einer Straße oder die bedrückendste Stimmung einer oberirdischen Bussation prämiert, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass hier etwas getan werden muss und getan werden kann, oder es muss wieder und wieder in ungezählter Weise, Tag für Tag an unseren Nerven Gezogen werden, bis… Ja bis was? Sich wieder jemand beschwert, dass es so nicht weiter gehen kann?
Vielleicht gibt es schon vorher die Möglichkeit über Boulevards und schattige Pltze unter Lindenbäumen zu diskutieren, über einen Skulpturenpark oder ein Bezirksschwimmbad – Hauptsache keine Hochhäuser, die gibt es hier schon.
Diese Utopie wäre möglich, wenn der politische Wille da ist, und nicht den Autofahrerlobbies nach dem Mund geredet wird, denn mehr Verkehrsflächen schaffen nur mehr Verkehr, ein umgekehrtes Paradigma, welches erst verstanden werden muss, wie auch das Beispiel der Neugestaltung der Pariser Champs Elysees zeigt. Denn wie es ist, wenn dem Individualverkehr und der atomisierung der Gesellschaft Platz gegeben wird, das können wir tagtäglich 24 Std live erleben – auf dem Matzleinsdorfer “Platz”.
wikipedia dazu:
Die Promenadologie (auch Spaziergangswissenschaft und englisch Strollology) ist eine von Lucius Burckhardt entwickelte kulturwissenschaftliche und ästhetische Methode, die darauf zielt, die Bedingungen der Wahrnehmung der Umwelt bewusst zu machen und die Umweltwahrnehmung zu erweitern. Sie basiert sowohl auf einer kulturgeschichtlichen Analyse von Formen der Umweltwahrnehmung als auch auf experimentellen Praktiken zur Umweltwahrnehmung wie reflexive Spaziergänge und ästhetische Interventionen. Insofern sie neben kulturwissenschaftlichen auch praktische Anteile und ästhetische Interventionen umfasst, um die Umweltwahrnehmung und das Verhalten in Freiräumen zu ermitteln, griffe eine Einschränkung der Spaziergangswissenschaft auf Wissenschaft ebenso zu kurz, wie eine Ausweisung als künstlerische Methode verfehlt wäre. Sie ist von Planern und Künstlern aufgegriffen und teilweise umgestaltet worden.